„Teilhabe von Anfang an ist ein unverzichtbares Menschenrecht“ - Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., besucht Lebenshilfen im Land Sachsen-Anhalt
Burg, 15.09.2014: Ulla Schmidt, seit 2012 Vorsitzende der Lebenshilfe Bundesvereinigung, zeigte sich begeistert von den Angeboten und Einrichtungen der Lebenshilfe Burg: „Es ist erstaunlich, was hier in den letzten 24 Jahren geleistet wurde. Das sind sehr inklusive Angebote, die beweisen, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam leben und arbeiten können.“ Zusammen mit Waltraud Wolff, Vorsitzende des Lebenshilfe Landesverbandes Sachsen-Anhalt e.V., besuchte die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt am Montag drei Standorte der Lebenshilfe. Die Lebenshilfe Burg, 1990 durch engagierte Eltern als Kreisverein gegründet, betreut heute über 500 Menschen mit geistigen und schwerstmehrfachen Behinderungen.
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Von den 240 Werkstatt-Beschäftigten sind über 20 Prozent in Außenarbeitsgruppen tätig. „Das ist eine sehr große Zahl und zeigt, dass Inklusion hier verwirklicht wird“, so Ulla Schmidt. Nicht nur im Garten- und Landschaftsbau oder im Hauswirtschaftsbereich sind die Beschäftigten tätig, sondern auch in Unternehmen (u.a. Burger Küchenmöbel GmbH) und sie bewirtschaften die Kantine der Stadtverwaltung. „Der Landkreis ist sehr interessiert daran, solche Angebote weiter auszubauen. Gemeinsam schauen wir, wie das umsetzbar wäre“, erklärte Landrat Steffen Burchhardt.Dennoch besteht nach wie vor der Wunsch nach mehr Akzeptanz in der Bevölkerung, weiß Waltraud Wolff: „Wir als Lebenshilfe wollen den Inklusionsgedanken, mitten in der Gesellschaft zu stehen, verwirklichen.“
Allerdings müssen dazu die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen mit geistigen Behinderungen weiterhin verbessert werden. Das betrifft aktuell vor allem die Wohnangebote für Fördergruppenbesucher. Das sind Menschen mit geistigen und schwerstmehrfachen Behinderungen, die bis dato noch bei ihre Eltern leben, obwohl sie längst erwachsen sind. Sachsen-Anhalt ist hier das einzige Bundesland, das dafür keine akzeptable Lösung hat. „Nach der Behindertenkonvention hat jeder das Recht, seinen Wohnort selbst bestimmen“, weiß Ulla Schmidt. Sie versprach, das Thema mit aufzunehmen und hofft, dass sich politisch an dieser Stelle etwas bewegt, auch wenn die Regelung Ländersache ist. „Wir sollten den Familien helfen und im Sinne der Betroffenen handeln“, ist sie überzeugt. Denn: „Teilhabe von Anfang an ist ein unverzichtbares Menschenrecht.“
Auf Bundesebene wird derzeit an der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe gearbeitet, ein modernes Teilhabegesetz für die Menschen mit Behinderungen soll entstehen.
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